Zivilcourage oder zu viel Courage?

Ich selbst nehme es immer mit einem gewissem Unbehagen zur Kenntnis, wenn sich - zweifellos gut meinende - Menschen darüber beklagen, es gäbe zu wenig Zivilcourage in Deutschland. Zum einen weiß ich nicht, ob das stimmt - zum anderen bin ich mir unsicher, wie man sich in bestimmten Situationen am besten verhalten sollte.

Die Presseberichterstattung im Fall Dominik Brunner führt exemplarisch vor, wie sehr man bei der Meinungsbildung doch von eigenen Wünschen und Vorurteilen geleitet wird. Das ist hier unter einem etwas anderen Aspekt sehr schön aufbereitet.

Natürlich ist es im Nachhinein tragisch, dass offenbar etliche Passanten in der Nähe nicht eingeschritten sind. Das ist hinterher aber umso leichter zu sagen, wenn man um das tragische Ende der Geschichte weiß. Aber währenddessen? Kann ein Passant überhaupt verlässlich einschätzen, ob seine Hilfe gebraucht wird und ob er überhaupt in der Läge wäre, die benötigte Hilfe zu sein ohne dabei selbst Schaden zu nehmen?

Würden Sie einschreiten, wenn sich zwei Menschen auf einem Bahnhof prügelten? Natürlich, man kann die Polizei rufen - bis die da ist, haben die Prügelnden sich vielleicht längst wieder vertragen. Und Sie müssen dann der genervten Polizei erklären, warum Sie sie eigentlich gerufen haben. Muss man sich das zumuten? Ganz abgesehen von der Gefahr, selbst zum Objekt der Gewalt zu werden, wie in eben diesem Münchner Fall?

Das muss wohl jeder von Fall zu Fall selbst entscheiden. Und ob er anderen hinterher Vorwürfe machen will, auch.


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