Wenn der gemeine Mensch von der Straße dann aber mal ein Problem hat, geht er doch zum Rechtsanwalt, wenn auch meist nur widerwillig. Häufig geschieht das indes erst dann,
- wenn er die Sache entweder Monate oder Jahre hat liegen lassen und bereits der Gerichtsvollzieher oder die Feldjäger vor der Tür stehen,
- wenn er bereits selbst einige Eingaben verfasst und die Sache dadurch vollständig gegen die Wand gefahren hat. Der Rechtsanwalt hat dann zudem die Aufgabe, die Sache aufs Gleis zurückzusetzen, den Schaden zu minimieren und kann dann erst mit seiner eigentlichen Aufgabe beginnen.
Woher kommt diese Unlust bei vielen Zeitgenossen, beizeiten einen Rechtsanwalt aufzusuchen, wenn man einen braucht? Wes Toilette defekt ist, ruft doch zumeist auch ohne Umschweife einen Installateur, bei anderen Gewerken ist es kaum anders - warum wartet der durchschnittliche Mandant mit der Einschaltung eines Rechtsanwaltes, bis ihm der Abort bis zum Kinn steht oder darüber hinaus?
Gerade bei Angelegenheiten von besonderer Wichtigkeit und Dringlichkeit ziert sich der gemeine Mandant mitunter besonders lange. Und das, obwohl Rechtsanwalt gar nicht weh tut - anders als Zahnarzt oder Proktologe.
Wo mag diese selbstschädigende und irrationale Haltung gerade bei Rechtsproblemen herrühren? Warum fehlt vielen Menschen gerade in Rechtsdingen die Einsicht, dass ein Experte mit langer Ausbildung, Berufserfahrung und Zusatzqualifikation ein Problem besser lösen kann als der normale Laie? Und das Mysterium wächst weiter: Von meinem Freund dem Banker weiß ich, dass viele Kunden mit einem Rechtsproblem z. B. den Schalterbediensteten ihrer örtlichen Sparkasse um Rat fragen.
Das ist etwa so, als ob ich mit Zahnschmerzen vom Klempner Linderung erhoffte. Rationale Gründe kann das nicht haben.
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